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er Gott durch seinen Tod pries , ist noch heute durch ein steinernes
Kreuz bezeichnet. Das Christenthum wurde gänzlich ausgerottet, der
Götzendienst mit seiner Barbarei wiederhergestellt und Menschenblut
wieder auf den Altären der Götzen vergossen.
In den folgenden Jahren stärkte sich die Macht der Wenden gar
so weit, dass einer ihrer Könige auf kurze Zeit über alle Länder an der
Ostsee bis Polen hin gebot. Aber für die Predigt des Evangeliums un-
ter ihnen geschah nichts.
Als inzwischen auch die Pommern dem Herrn Christo sich zuge-
wandt hatten , so dass Mecklenburg ringsum von Bekennern des Kreu-
zes umschlossen war, wurden wieder einige Versuche gemacht, in das
verödete Wendenland die Botschaft des Friedens zu bringen. Vicelin,
Rektor der hohen Schule in Bremen, hörte von dem Jammer, der noch
unter den Slaven herrschte, und beschloss, sein Leben daran zu setzen,
diesen armen Heiden das Evangelium zu bringen. Er gab seine Stelle
auf und ging als Missionar in den Norden. Sein unermüdetes Arbeiten,
sein tägliches Beten , sein letztes Seufzen ist gewesen , dass Gott die
Thür zu den Wenden aufthun wolle. Aber er hat weiter nichts erreicht,
als dass er in Holstein einige Klöster errichtete, aus denen in der Folge
Missionare für Mecklenburg hervorgehen sollten. Die Wenden hatten
einen so schrecklichen Hass gegen die Sachsen , dass nur das Schwert
dem Herrn Christus Bahn brechen konnte.
Der Untergang der Wenden.
Endlich kam die Zeit Heran, da in unserm Vaterlande das Heidenthum
dem Evangelium weichen sollte. Im Jahre 1147 beschlossen die deutschen
Fürsten , einen Kreuzzug gegen die Türken zu unternehmen. Die Sachsen
hatten nicht Lust mitzuziehen, weil sie in ihrer Nähe noch genug Feinde des
Kreuzes hätten. Nach einigen Berathungen einigte man sich dahin, daß die
Süddeutscheil gegen die Türken, die Norddeutschen gegen die Wenden ziehen
sollten. Demnach rückten die Sachsen in Mecklenburg ein. Sie kamen mit
zwei Heeren zugleich. Das eine durchzog unter dem Sachsenherzog H e i n r i ch
dem Löwen den Westen des Landes und lagerte sich vor die Burg Dobin
am Schweriner See; das andere rückte in das östliche Mecklenburg, zerstörte
die Burg Malchow und legte sich vor Demmin. Weder Demmin, uod)
Dobin wurden erobert. Aber die Wenden erkannten balo, daß sie auf die
Dauer nicht widerstehen konnten. Darum zogen sie es vor, einen Vergleich
zu schließen und sich in großer Zahl taufen zu lassen. Die Handlung wurde
am Dobiner See, „Döve", später „de Döve" oder „de Döpe" genannt,
vorgenommen.
Wiederum ließ man die Getauften ohne kirchliche Pflege. Die Wenden
waren getauft und zahlten Tribut — damit war alles erreicht, was man nur
begehrt hatte. Mecklenburg blieb troß der massenhaften Taufen wie ein heid-
nisches Land. Das sollten die Sachsen bald genug gewahr werden. Kaum
nämlich sahen die Wenden die Gelegenheit günstig, als sie von neuem los-
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Pommern in der alten Burg Dargun ein Kloster und baute einen
Altar der heiligen Jungfrau, den ersten im östlichen Mecklenburg.
Im Jahre 1172 unternahm Pribislav eine Pilgerfahrt nach dem
heiligen Lande, gewiß der erste Wende, dessen Fuß jene Gegenden
betreten hat. Er starb 1178 auf einem Turnier zu Lübeck durch
den Sturz seines Pferdes, nachdem er den Sieg des Christenthums
in feinern Lande noch mit seinen Augen gesehen hatte. Nach seinem
Tode wachte der Haß der Heiden noch einmal auf und machte sich
Luft. Die Wenden zerstörten im Jahre 1179 das Kloster Doberan
und 1180 das Kloster Dargun. Aber sie wurden mit leichter Mühe
geschlagen und beide Klöster wieder ausgerichtet. Das erstere
wurde von Althof nach Doberan verlegt und nahm die Gebeine
des Pribislav, des ersten christlichen Fürsten von Mecklenburg, auf.
Das Grab ist erst vor einigen Jahren wieder aufgefunden und mit
einem Denksteine verziert worden.
Mecklenburg ist ein christliches Land geworden, indem der
größte Theil seiner Bewohner vernichtet und deutsche Kolonisten in
deren Stelle getreten sind. Die übrig gebliebenen Wenden folgten
theils freiwillig dem Pribislav, theils mürben sie gezwungen, sich
taufen zu lassen. Nun wurden Kirchen und Klöster erbaut und für
die Unterweisung des Volks Sorge getragen. Die geistliche Auf-
sicht wurde in der Art vertheilt, daß der Westen dem Bischof von
Ratzeburg, das Land südlich von der Elde und Peene dem Bischof
von Havelberg, der östliche Theil, der sich in der Ausdehnung von
Neubrandenburg bis Gnoien keilförmig auf Krakow zu erstreckt,
dem Bischof von Kammin, das ganze übrige Mecklenburg aber dem
Bischof voir Schwerin übergeben wurde.
Diese alte Eintheilung ist theilweis noch an unsern: Kirchen zu
erkennen. Die Bischöfe von Havelberg bauten viele, aber kleine
Kirchen, die Bischöfe von Kammilr wenige, aber bessere. Daher
hat im Süden und Süd-Osten (Strelitz) fast jedes Dorf eine kleine
Kirche; im Osten stehen schöne massive Kirchen; aber es gehören
wohl an die zehn und mehr Ortschaften zu einer einzigen Pfarre.
12. Wie der Papst die höchste Gewalt auf ivtbat
gewönne« hat,
Anfänge.
Ursprünglich hatten in der christlichen Kirche alle Bischöfe gleiche Rechte;
denn sie galten alle als die Nachfolger der Apostel. Aber bald bestand un-
ter ihnen ein Unterschied an Rang und Macht; die Bischöfe in einer großen
Stadt galten mehr, als die Bischöfe in einer kleinen; der Bischof in einer
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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142
1. Der fruchtbare Leb mb öden. Er findet sich in größerer Ausdeh-
nung im nördlichen Mecklenburg-Strelitz, im mittlern Theil des östlichen und
dem größten Theil des nördlichen Mecklenhurg-Schwerin, im Ratzeburgischen
und der ganzen Gegend westlich vom Schweriner See. Man kann den Lehm-
boden sogleich daran erkennen, daß herrliche Laubwaldungen die Höhen zie-
ren, kräftige Raps- und Weizensaaten die Felder bedecken und saftiger weißer
und rother Klee den Dresch überzieht. Wohin man blickt, zeugt alles von
der Kraft und Fruchtbarkeit des Bodens: die Wälder sind mit dichtem Unter-
holz bestanden, aus welchem Epheu, Geisblatt und Hopfen sich hervordrän-
gen und bis hoch in die Bäume Hineinrauken; die Wiesen erscheinen wie
grüne Grasmatteu, die mit den herrlichsten Blumen geziert sind; selbst das
Unkraut des Feldes, Diestel, Rittersporn, Kamille und Wucherblume, ist das
vornehme unter seines Gleichen, das nicht mit jeder Kost sürlieb nimmt. Hier
liegt Hof an Hof, Dorf an Dorf. Alles hat den Anstrich der Wohlhäbigkeit.
Man merkt bald, daß das Land seine Einwohner ernähren kann.
Manche dieser Gegenden haben außerdem noch von Gott einen sonder-
lichen Liebreiz für das Auge erhalten. Dahin gehört die Umgebung von
Schwerin, Ratzeburg, Reu-Brandenburg und vor allem die „mecklenburgische
Schweiz". Mit den: letztern Namen bezeichnet man ungefähr denjenigen
Theil Landes, welcher umschrieben wird, wenn man von Teterow nach Neu-
Kalen, Malchin, Giewitz, Grubenhagen, Klaber und wieder nach Teterow zu-
rückgeht. Es ist eine überaus reizende Gegend. Stellt man sich etwa in
Grubenhagen auf eine freie Höhe, so hat man unmittelbar vor sich einen
blühenden Grund, dahinter den klaren, mit bewaldeten Höhen umkränzten
See und rings um sich ein fruchtbares Land, das mit Wäldern und Saaten,
mit Dörfern und Kirchen, mit Schlössern und Ruinen reich geziert ist — ein
Anblick, der in Mecklenburg seines Gleichen nicht hat. Steigt man noch hö-
her, etwa auf den Obelisken der Burg Schlitz, so übersieht man den Mal-
chiner und Cummerower See nebst achtzig Ortschaften groß und klein. Einen
besonders freundlichen Eindruck machen die Laubholzungen, die überall zer-
streut sind. Die Gutsherrn in jener Gegend haben nicht bloß die Holzungen
geschont, sondern auch mitten im Acker Gruppen von Buchen und Eichen ste-
hen lassen, ohne Furcht, daß sie verarmen würden, wenn sie vielleicht einige
Scheffel Weizen weniger dreschen möchten. Und es thut immer wohl, wenn
man sieht, daß um des Geldes willen nicht zerstört wird, woran Gott im
Himmel selbst seine Freude hat.
Im Norden wird die „mecklenburgische Schweiz" durch eine bewaldete
Höhe abgeschlossen, die sich von Neu-Kalen nach Teterow zieht und im Osten
in der Friedrich-Franz-Höhe, weiter nach Westen in dem Hardt -
berge die bedeutendsten Erhebungen zeigt. Bon letzteremaus kann man die
Thürme von Rostock und die Hohe Burg bei Bützow sehen.
2. D e r San db o d en. Er findet sich in weiten Strecken auf dem
mecklenburgischen Landrücken und in der nordöstlichen Ebene. An manchen
Stellen hat der Sand einen eisenhaltigen, röthlicheu Untergrund, der gänzlich
unfruchtbar ist und „Fuchserde" oder „Klashahn" genannt wird. Wer die
Eigenschaften des Sandbodens kennen lernen will, der mache einen Marsch
von Mirow bis Crivitz. Die Felder tragen vorzugsweise Roggen und Gerste;
die Wiesen haben guten Graswuchs, aber sind arm an Blumen; die Wäl-
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318
gener Bär, der durch den Nasenring gezwungen wird, seinem Führer zu
folgen.
Die Herrschaft Mecklenburg umfasste den nordwestlichen Theil un-
seres Landes von Dassow bis nach Gadebusch, dem Schweriner See und
den jetzigen Städten Brüel und Buckow. Von der Linie Mecklenburg
stammen unsere beiden jetzt bestehenden Fürstenhäuser her. 1348 wurde
Mecklenburg zum Herzogthum erhoben.
2. Oben links steht in blauem Felde ein goldener Greif mit aus-
gesteckter Zunge und aufgehobener Vorderpfote wegen der Ii e r r s ch a f t
Rostock. Der Greif ist ein der Fabel angehörendes Thier, welches
den Leib eines Löwen, Kopf, Flügel und Vorderfüsse eines Adlers und
Ohren eines Pferdes haben soll. Die alten Griechen kannten schon die
Fabel vom Greifen und wollten sie von den Persern und Indiern erhalten
haben. Der Greif war das älteste Zeichen aller slavischen Herrschaft an
der Ostsee. A\ie die Slaven die Fabel von dem Greifen kennen gelernt
haben? Ob sie sie mitbrachten, da sie sich von Japhet schieden und
nach Norden zogen? Darüber ist bis jetzt nichts Sicheres ausgemacht.
Genug, bei der Theilung 1229 nahm der Herr zu Rostock den unter den
Slaven gebräuchlichen Greif als sein Landeswappen an.
Die Herrschaft Rostock , zu welcher das nordöstliche Mecklenburg
etwa von Kröpelin und Ribnitz bis Neukalen gehörte, bestand noch keine
hundert Jahre. Sie fiel 1323 an Heinrich den Löwen von Mecklenburg.
Das Wappen der Herrschaft Rostock wurde in das mecklenburgische
Wappen aufgenommen ; die Stadt Rostock behielt den Greif als Stadt-
wappen hei und führt ihn bis zur Stunde fort.
3. Unten links hat das Wappen im goldenen Felde einen schräg
liegenden schwarzen Stier köpf mit verschlossenem Maule und ausge-
steckter rother Zunge, silbernen Hörnern und goldener Lilienkrone ohne
Halsfell für die Herrschaft Werle oder Güstrow. Im Gegensatz
gegen den mecklenburgischen Stier sieht der güstrowsche zahm und
ruhig aus. Das Wappen ist ziemlich unverändert geblieben , wie der
erste Herr zu Güstrow hei der Theilung 1229 es annahm. Nur stand
der Kopf früher gerade.
Die Grenze der Herrschaft Werle erstreckte sich von Schwa an über
Teterow, Penzlin und Röbel noch ein gutes Stück ins Brandenburgische
hinein — Rossow und Netzeband sind die Reste der ehemals werleschen
Besitzungen — und ging über Malchow , Krakow und Güstrow nach
Schwaan zurück. Von der parchimschen Linie erwarben die güstrowschen
Herrn Plan, Parchim und Goldberg. Unter den werleschen Prinzen war
die Wuth zu theilen vor allem gross. In diesem Lande wurde getheilt
und wieder getheilt, bis es regierende Herrn in Güstrow, Goldberg und
Waren gab, deren mancher noch einen Bruder als Mitregenten angenom-
men hatte, um sich nicht zum Gutsbesitzer herab parcelliren zu müssen.
Im Jahre 1418 nahmen sämmtliche werlesche Herrn den Fürstentitel an.
Seit der Zeit verschwindet der Name „Herrschaft Werle“ und die Be-
zeichnung „Fürstenthum Wenden“ tritt an deren Stelle. Die wer-
leschen Herrn hatten beständig Misstrauen gegen die Mecklenburger,
weil letztere , wie Heinrich der Löwe bewiesen hatte, stark darauf aus-
zugehen schienen, ihre Herrschaft zu erweitern und ihre Macht zu ver-
grössern. Die Güstrower neigten sich deshalb zu den Brandenburgern,
um bei diesen, wenn es sein musste, Schutz und Rückstärkung zu finden.
Die Gelegenheit liess nicht auf sich warten. In einem Streite der Werter
mit den Stargardern suchten erstere Hülfe bei dem Kurfürsten Frie-
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
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Extrahierte Personennamen: Dassow Heinrich Heinrich Rossow Malchow Heinrich_der_Löwe Heinrich
397
des Klumps aufgehört, theils, weil der Ertrag bei den steigeudeu Holzpreisen
zu geringe ist, theils, weil das Eisen zu viel Phosphor enthält und aus die-
sem Grunde nur als Guß-, aber nicht als Stabeisen gebraucht werden kann.
Hie und da benutzt man das Erz als Baustein. Die Mauer von Ludwigslust
und die Bethlehemskirche in Kleinow sind aus Klump erbaut.
Das Eisen findet sich mit Thon und Sand vermischt in der Eisen-
niere oder dem Adlerstein, einem nierenförmig gestalteten Thoneisen-
stein, der aus mehreren in einander gefügten Schalen besteht und einen Kern
von eisenhaltigem, losem Sande hat.
An vielen Orten unsers Vaterlandes kommt auch Eisen mit dem Quell-
wasser aus der Erde hervor. Die Eisenquellen bei Doberan und Goldberg
werden als Gesundbrunnen benutzt. Eine geringere Menge von Eisen enthal-
ten viele Quellen bei Ludwigslust, Parchim, Waren, Stavenhagen, Neu-Kalen,
Neu-Brandenburg. Die eisenhaltigen Quellen sind leicht daran zu erkennen,
daß sie Gras und andere Gegenstände in ihrer Nähe mit einem braungelben
Schlamm überziehen, welcher Eisenocker heißt und als Farbe benutzt werden
kaun. In Kl. Nemerow bei Neu-Brandenburg sind viele Häuser damit an-
gestrichen.
26. Die Feldsteine.
Überall auf unsern Äckern liegen größere und kleinere Steine umher,
welche im gewöhnlichen Leben „Feldsteine", in Büchern „Gerölle" oder
„Wanderblöcke" genannt zu werden psiegen. In einigen Gegenden sind sie
so zahlreich, daß es scheint, als wären die Felder damit besäet. Bei genaue-
rer Betrachtung hat sich herausgestellt, daß die vorzugsweise steinreichen Ort-
schaften zusammenhängende Streifen bilden, die sich in größerer oder geringerer
Ausdehnung durch unser Land verfolgen lassen. Der eine Geröllstreifen läuft
auf dem nördlichen Rande des Landrückens vom Klützer Ort über Sternberg,
Ankershagen, Feldberg bis an die Oder. Ein zweiter Zug geht am südlichen
Ende des Schweriner Sees vorbei über Frauenmark, Stuer, Fürstenberg in
die Ukermark hinein. Kürzere Streifen schließen sich den abgezweigten klei-
nern Höhenzügen an. Zu ihnen gehören die Geröllstriche, welche sich von
Rothspalk über Hohen-Demzin auf den Hartberg und von Sternberg östlich
au Warin vorbei in die Gegend der Schlemminer Berge ziehen. Ähnliche
Lager hat man an den Marnitzer, Helpter, Diedrichshäger und an andern
Höhen gefunden. Im Verhältniß zu der ungeheuren Menge von Steinen in
den angegebenen Richtungen sind andere Gegenden des Landes nur sparsam
damit bedacht. Doch ist keine einzige so ärmlich ausgestattet, daß sie nicht
bis jetzt ihren Bedarf ohne besondere Schwierigkeiten hätte herbeischaffen
können.
Die Feldsteine sind für unser Land von unberechenbarem Nutzen ge-
wesen. Denn da wir keine Gebirge haben, aus denen Steine gebrochen wer-
den können , womit hätten wir Straßen pflastern und Wege chaussiren, wor-
aus Fundamente ausführen sollen, welche für große und stattliche Häuser
nothwendig sind , wenn nicht die Feldsteine überall das Material geliefert
hätten? Wir wären gezwungen gewesen, kleine Häuser aus Holz und Lehm
und Busch zu erbauen, die Straßen mit Stroh und Brettern zu bedecken und
die Wege als unergründliche Moräste liegen zu lassen, wie die alten Wenden
es machten, weil sie es nicht verstanden, die Feldsteine zum Bauen zu be-
nutzen. Seit der Zeit, da die Deutschen hier festen Fuß faßten, wurden die
Feldsteine zum Bauen verwandt. Welche Massen mögen in den 600 Jahren
verbraucht sein! Kirchen und Thürme sind aus Feldsteinen erbaut, Mauern
um Kirchhöfe, Äcker, Dörfer und Städte von Feldsteinen aufgerichtet, Straßen
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263
wurde, mit Handschellen gefesselt, ins Gefängniß geführt. Aus der
Gefangenschaft heraus unterhandelte er fortwährend heimlich mit
dem Bruder und reizte ihn zu neuen Kriegen auf. Darüber er-
bittert , ließ Heinrich den gefangenen Prinzen in der Nähe der
Burg Malchow aufknüpfen. Durch das östliche Mecklenburg rückte
er dann gegen Demmin vor, wo Pribislav die Macht der Heiden
versammelt hatte. Bei Barchen kam es 1164 zur Schlacht; Pri-
bislav wurde geschlagen und seines Thrones entsetzt. Der Herzog
von Pommern nahm den Flüchtling auf und gewährte ihm Gast-
freundschaft an seinem Hofe.
Unterdessen erhob sich gegen Heinrich den Löwen eine große
Macht der deutschen Fürsten, ihn zu demüthigen, weil er sie alle
durch seinen Übermuth beleidigt hatte. Brachen zu gleicher Zeit
die Wenden los, so konnte es bedenklich für den Herzog werden.
Um dies zu verhüten und zugleich den tapfern Slavenfürsten an
sich zu ketten, setzte Heinrich ihn, der inzwischen ein Christ geworden
war, als Herrn der Obotriten wieder ein und gab dessen Sohn
Borwin seine Tochter M athild e zur Gemahlin. Pribislav
hatte nun den größten Theil des Wendenlandes wieder. Aber es
fehlten mehrere nicht unbedeutende Städte an dem Crbe. Schwerin
und Umgegend hatte Heinrich zur Grafschaft erhoben und seinem
tapfern und treuen Gunzelin von Hagen gegeben; in Star-
gard hatte sich der Markgraf von Brandenburg festgesetzt; den öst-
lichen Theil hatten sich die pommerschen Herzoge angeeignet und
behielten ihn gegen vierzig Jahre. Im Jahre 1170 wurde Pri-
bislav von Friedrich Barbarossa als Fürst des Reiches anerkannt
und dadurch Mecklenburg in den Verband des deutschen Reiches
aufgenommen.
37. Untergang der Slaven in Mecklenburg.
In das durch den Krieg entvölkerte Wendenland wanderten deutsche
Kolonisten, namentlich aus Sachsen und Westfalen, ein und nahmen das
herrenlose Gut in Besitz. Eine große Menge Ortschaften, besonders alle, deren
Namen auf — Hagen enden, sind von ihnen ganz neu angelegt worden. Wo
sich noch Slavendörfer befanden, pflegten die Deutschen wohl dicht daneben
neue Orte desselben Namens zu erbauen und beide durch den Beisatz „deutsch"
und „wendisch" zu unterscheiden. Die Bezeichnungen: „Wendisch Priborn",
„Wendisch Mulsow" :c. sind Reste aus jener Zeit. Als die Slaven allmählich
deutsches Wesen angenommen hatten, hielt man dennoch den alten Unterschied
der Orte fest, nur das; man die deutschen mit „groß" und die slavischen mit
„klein" bezeichnete. Wo die Wendendörfer vereinzelt zwischen deutschen lagen,
verloren sie ganz ihren Namen und wurden als „Wendendorf" oder „Sla-
vendorf" bezeichnet. Auch diese Bezeichnung ist schließlich wieder zum Namen
geworden. Denn „Wendorf", „Schlakendorf" und „Schlagsdorf" sind Namen,
die aus „Wendendorf" und „Slavendorf" entstanden sind.
Am längsten Habensich die Wenden in den Sandgegenden Mecklenburgs
gehalten, weil der dortige Boden den Deutschen zu schlecht war, um sich
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Hagen Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Hagen
264
darauf anzusiedeln. In manchen Dörfern zwischen Ludwigslust und Witten-
burg will man noch heutiges Tages allerlei Zeichen auffinden, das; die Be-
wohner mehr dem slavischen, als dem deutschen Geschlechte verwandt sind.
Wie viele einzelne Familien ihr Geschlecht bis auf slavische Vorfahren
zurückführen können, ist sehr zweifelhaft. Von dem Großherzoglichen Hause
und einigen wenigen adligen Familien ist es ausgemacht, bei einer bedeuten-
den Zahl anderer wahrscheinlich, aber nicht nachgewiesen. Aus den Namen
allein kaun man nichts schließen; denn damals trug kein Mensch einen
Familiennamen, so wenig wie Abraham einen solchen trug. Die Familien-
namen des Adels insonderheit stammen von seinen Gütern, seinen Wappen
oder irgend einer andern Zufälligkeit her. Da mag mancher deutsche Ritter
mit Heinrich dem Löwen ins Land gekommen sein und sich nach dem Gute,
das er erwarb, genannt haben, als wäre er ein wendischer Mann, und
mancher slavische Ritter mag auf seinem Gute geblieben sein und sich, um
seine Herkunft zu verbergen, einen deutschen Namen gegeben haben, als wäre
er aus deutschem Geblüt. Mecklenburg ist somit wesentlich ein von Deutschen
bewohntes Land, denen nur einige Reste der frühern wendischen Bevölkerung
beigemischt sind.
Von der Sprache der Slaven haben sich einzelne Überreste in den Namen
der Seen, Flüsse, Städte und Dörfer erhalten. Doch sind die meisten Namen
im Laufe der Zeit bedeutend verändert. Einige Beispiele von der Bedeutung
der slavischen Namen sind folgende: Schwerin-Thiergarten; Rostock-Breitling;
Strelitz - Schütze; Ribnitz-Fischort; Stargard - alte Burg; Plau-Ort, bei wel-
chem man schwimmen oder flößen kann; Buckow-Buchenort; Teterow-Auer-
hahnort; Gnoien-Mistort; Kalen-Sumpfort: Röbel-Sperlingsort. Ferner:
Broda-Fähre; Drewitz-Holzort; Glenke - Lehmort; Lohmen - Steinbruch;
Tarnow - Dornenort; Pinnow-See; Mulsow - Schlammort; Schorrentin-
Gurtdorf; Jesar-Teich; Wustrow-Halbinsel; Müritz-Meer u. s. w. Der
Name „Kietz" sin Waren, Bützow und Neustadt) bezeichnet den Ort, wo die
Fischerhütten standen. Hart (Name des Landes zwischen Teterow, Neukalen
und Malchin) bedeutet: Waldgebirge. Davon heißt der Berg bei Pohnsdorf
Hartberg (nicht Harken- oder Hakenberg).
38. Entstehung der mecklenburgischen Städte.
Als die Deutschen nach Mecklenburg kamen, wollten sie feste Wohnsitze
haben, wie sie in ihrem Heimathslande gewohnt waren. Die ersten Fürsten
nach Pribislav kamen ihnen dabei zu Hülfe. Als könnten sie nicht deutlich
genug zeigen, daß sie nicht mehr Wenden, sondern Deutsche waren, konnten
sie sich gar nicht genug darin thun, Städte zu bauen und sie mit deutschen
Ansiedlern zu bevölkern. Wo immer geeignete Plätze waren, an Seen und
Flüssen und Landstraßen, namentlich in der Nähe von alten Burgen, wurden
Städte erbaut und mit Feldmarken beschenkt. Daher kommt es, daß Mecklen-
burg eine solche Menge von kleinen Städten hat, wie nach der Zahl der
Einwohner kein anderes deutsches Land.
Die älteste Stadt im Lande ist Schwerin; sie wurde schon von Hein-
rich dem Löwen 1166 gegründet. Dann folgen Marlow, Parchim und Rostock,
die 1218 zu Städten erhoben wurden. Von 1220—29 kommen hinzu: Güstrow,
Gadebusch, Plau, Grevismühlen, Penzlin, Röbel, Grabow, Wismar, Bützow;
von 1230—19: Malchow, Malchin, Sternberg, Friedland, Neubrandenburg,
Goldberg, Boitzenburg, Dömitz; von 1250—99: Kröpelin, Neustadt, Ribnitz,
Stargard, Schwaan, Lage, Sülz, Waren, Woldegk, Teterow, Wesenberg,
Neukalen, Stavenhagen, Gnoien, Wittenburg, Krackow; von 1300 1100 :
Neubukow, Crivitz, Fürstenberg, Tessin, Brüel, Strelitz, Hagenow, Lübz.
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Extrahierte Personennamen: Abraham Heinrich Heinrich Tarnow Mulsow Marlow Güstrow Bützow Malchow Sternberg Stavenhagen Krackow Neubukow Hagenow
269
im August 1316 Lei Gransee geschlagen. Die Brandenburger
waren den Mecklenburgern an Zahl viermal überlegen. Beide
Fürsten kämpften in den vordersten Reihen und setzten sich persön-
lich jeder Gefahr aus. Heinrich erhielt mit einer Axt einen so ge-
waltigen Hieb auf den Helm, daß er niederfiel und eine Zeit lang
besinnungslos liegen blieb. Der Markgraf war nahe daran, von
dem Ritter Kraz und dem grevismühlenschen Bürger Schrapentrog
gefangen zu werden. Aber der Graf Mansfeld stürzte sich zwischen
die Kämpfenden und gab sich selbst in die Gefangenschaft, um sei-
nen Herrn zu retten. Nun geriethen die Brandenburger in Ver-
wirrung und stoben in wilder Flucht aus einander. Die Mecklen-
burger erfochten einen vollständigen Sieg. Heinrich wurde von
neuem mit Stargard belehnt und nannte sich von nun an: „der
Lande Rostock und Stargard Herr".
Als wenige Jahre darauf Waldemar ohne Erben starb, machte
Heinrich von seines Schwiegervaters wegen Ansprüche auf die
Mark Brandenburg. Die Priegnitz und die Ukermark erkannten
ihn bereits als ihren Herrn an. Aber der Kaiser setzte einen an-
dern Markgrafen dahin, und Heinrich, solcher Macht nicht gewachsen,
mußte sich mit Geld und einzelnen Landstrichen abfinden lassen.
Roch einmal bot sich eine Gelegenheit, die Herrschaft Mecklen-
burgs zu erweitern, als der Fürst von Rügen ohne Erben starb.
Heinrich machte Ansprüche auf das erledigte Fürstenthum, mußte
sich aber nach hartem Kaulpfe mit einer Geldsumme und einigen
pommerschen Landstrichen abfinden lassen. Bald darauf starb er
in Sternberg. Sein Sohn Albrecht Ii wurde 1348 vom Kaiser
zum Herzoge erhoben. Von der Zeit an ist Mecklenburg ein Her-
zogthum.
Heinrich der Löwe war einer der bedeutendsten Fürsten seiner
Zeit. Sein unausgesetztes Streben war dahin gerichtet, seine
Macht zu erweitern. Unter ihm war Mecklenburg auf dem Wege,
die erste Macht im nördlichen Deutschland zu werden. Aber die
mecklenburgischen Herrn hatten die unglückliche Weise, das Erbe
ihrerväter zu theilen und dadurch sich selbst immer mehr zu schwächen.
Ging doch das Zerstückeln des Landes so weit, daß einst achtzig
Jahre lang Herrn in Waren residirten, deren ganze Herrschaft sich
nicht über Waren, Penzlin und Röbel hinaus erstreckte. In der
Mark Brandenburg aber kamen die Hohenzollern auf den Thron
und hielten mit kräftiger Hand die Macht des Landes zusammen.
So kam es, daß Mecklenburg sank, während Brandenburg stieg.
44. Hie Ritter.
Der altdeutsche Heerbann aller Freien im Reiche bestand aus Fuss-
volk , dem eine geringe Zahl von Reitern beigegeben war. Seit es
Gebrauch wurde, statt des Heerbannes die Lehnsmänner aufzubieten, die
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Extrahierte Personennamen: August Heinrich Heinrich Ritter_Kraz Heinrich Heinrich Heinrich_von Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Albrecht_Ii Albrecht Heinrich
141
zahlreichen freundlichen Hügeln bedeckt und namentlich in der Richtung von
der Ukermarl durch Strelitz bis zum Klützer Ort von einem breiten Land-
rücken durchzogen, der durchschnittlich über 200 Fuß hoch ist und einzelne
nicht unbedeutende Höhen enthalt. Zu ihnen gehören der Helpter Berg
bei Woldegk, der sich 600 Fuß, die Hamberge bei Grevesmühlen, die sich
320 Fuß, und der Schönb erg er Berg bei Kalkhorst, der sich 230 Fuß
über das Meer erhebt. Bon ersterem aus sieht man die Thürme der Stadt
Greifswald, von letzterem die ganze Gegend zwischen Wismar und Lübeck,
so wie über das Meer hinweg die holsteinische Küste und die weißen Kreide-
felsen der dänischen Inseln. Von diesem Landrücken wendet sich ein Zweig
nach Norden und füllt den ganzen Raum zwischen Sternberg, Wismar und
Rostock mit Hügeln ans. Unter ihnen zeichnen sich die D i ed r i ch s h äg er
Berge und die Hohe Burg bei Schlemmin, beide 500 Fuß hoch, so wie
die herrlich bewaldeten Hügel von Doberan besonders aus. Ein zweiter
Nebenzug erstreckt sich nach Süden und erreicht im Run er Berge gar
eine Höhe von 600 Fuß. Der nordöstliche und südwestliche Theil von Meck-
lenburg sind Ebenen, in welchen keine bedeutende Erhebungen gefunden werden.
Mecklenburg ist ungemein reich an Seen. Wir besitzen deren über 460,
welche zusammen 12 Quadratmeilen einnehmen. Die größte Zahl derselben
gehört dem oben genannten Landrücken an. Auf demselben liegt z. B. die
Menge der kleinen Seen im südlichen Strelitz, ferner die Müritz, der
Kölpin, der F lesen, Malchow er, Plauer, Krack ow er, Gold-
berger, Sternberger, Schweriner See. Am nördlichen Abhange
liegen die Tollense, der Rial chin er, Cum mero wer, Tetero wer,
Güstrower und Ratzeburger See. Im Flachlande liegt einzig der
Neustadt er See. Die meisten Seen sind langgestreckt, nicht tief, von mehr
flachen, als hügeligen Ufern begrenzt und machen, wenn sie mit Laubholz ein-
gefaßt sind, einen ungemein freundlichen Eindruck. Es giebt auch einzelne
kleine runde Seen; denen ist aber nicht sehr zu trauen; denn sie pflegen ohne
Vorland plötzlich sehr tief zu werden.
Der Lauf der Flüsse wird durch die Richtung des Landrückens bestimmt:
alle, die nördlich von demselben entsvringen, fließen der Ostsee, die auf der
Südseite ihr Bett haben, der Nordsee zu. Unter jenen ist die Warnow,
unter diesen die Elde der bedeutendste.
Bodenbeschaffenhcit und Erzeugnisse.
Unser Vaterland ist freilich nur klein und hat deshalb solche Gegensätze,
wie große Länder, nicht aufzuweisen; dennoch ist die Oberfläche verschieden
genug, um auf den ersten Blick den Unterschied zwischen der Teterower und
der Neustädter Gegend erkennen zu lassen. Der von der Grenze der Ukermark
durch das Strelitzsche und Schwerinsche laufende Landrücken besteht größten-
theils aus Sand, seine nördliche Abdachung und seine westlichen Ausläufe
aus Lehm. Von Mirow bis Crivitz zieht sich die sandige Höhe hin und
wendet sich von da theils nördlich auf Kirch-Mulsow , theils südlich auf
Marnitz zu. Dem nördlichen Abhange gehören die fruchtbare Gegend um
Neu - Brandenburg , die mecklenburgische Schweiz, der Klützer Ort und die
Umgebung von Ratzeburg, also die schönsten Gegenden unsers Vaterlandes
an. Die nordöstliche Ebene geht von Kalen und Teterow ab allmählich in
Sand über; die südwestliche Ebene ist Haideboden.
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drich von Brandenburg. Sie erhielten Beistand, aber gegen den hohen
Preis, dass sie sich am 21. Oktober 1415 zu Vasallen der Brandenburger
erklären mussten. Das war ein schwerer Schade. Zwar schlossen im
Jahre 1418 sämmtliche Fürsten des jetzigen Mecklenburgs eine Erbver-
brüderung, wonach, wenn eine Linie ausstarb, das Land an die andern
fallen sollte. Als aber 1436 der Fürst zu Wenden kinderlos‘gestorben
war , wollte der Markgraf von der Erbverbrüderung nichts wissen , son-
dern machte, kraft der Huldigung von 1415, Ansprüche auf das wendische
Erbe. Darüber entstand zwischen Brandenburgern und Mecklenburgern
ein Krieg, der von beiden Seiten mit Erbitterung geführt ward und be-
sonders das Land Stargard hart mitnahm. Die noch vorhandenen Kamen
mehrerer zerstörter und nie wieder aufgebauter Dörfer, sowie die rothe
Kirche im Walde bei Woldegk sind Zeugen von der Roheit, womit die
Markgräflichen in Mecklenburg verfuhren. Im Frieden 1442 wurde der
Streit dahin verglichen , dass der Herzog von Mecklenburg zwar das
Fürstenthum Wenden erben, dagegen für sein ganzes Land die Erb-
huldigung an Brandenburg leisten solle. Seit der Zeit hat Brandenburg
ein Erbrecht auf ganz Mecklenburg. Zum Zeugniss davon ist das meck-
lenburgische Wappen in das grosse Wappen des preussischen Königs
mit aufgenommen worden.
4. Unten rechts finden wir im rothen Felde einen silbernen weib-
lichen Arm, der aus einer kleinen Wolke hervorragt und oben von
einem Puffärmel mit fliegender Schleife bedeckt ist. Daumen und Zeige-
finger halten einen goldenen Ring mit einem Diamanten. Es ist das
Wappen für die Herrschaft Stargard. Als 1471 der Herzog von
Stargard kinderlos starb und sein Land an den mecklenburgischen Her-
zog fiel, wurde der Arm in das Wappen der letzteren aufgenommen.
Gewöhnlich deutet man den Ring darauf, dass Heinrich der Löwe das
Land Stargard als Mitgift seiner Frau von dem Markgrafen von Branden-
burg erhalten hatte. Das mag sein. Die Herzoge von Stargard haben
dies Wappen nicht geführt. Kur die Stadt Fürstenberg hat einen weib-
lichen Arm mit einem Ringe im Siegel. Was den Herzog von Mecklenburg
bewogen hat, das Zeichen der Stadt Fürstenberg als Wappen für das
Land Stargard aufzunehmen, ist bis jetzt nicht mit Sicherheit ausgemacht.
Das Land Stargard wurde bei den Kriegen, welche der Sachsenherzog
Heinrich der Löwe gegen die Wenden führte, von Mecklenburg abgerissen.
Den nördlichen Theil nahmen die Pommern, den südlichen die Branden-
burger in Besitz. Die pommerschen Herzoge gründeten 1170 das Kloster
Broda. Kach ungefähr fünfzig Jahren mussten sie ihren Antheil an den
Markgrafen von Brandenburg abtreten. Letzterer , der nun Herr über
das ganze Land war, liess es sich sehr angelegen sein, dem neuen Be-
sitzthum einen kräftigen Aufschwung zu geben. Friedland, Heubranden-
burg, Woldegk und andere Städte sind in der Zeit der markgräflichen
Herrschaft gegründet worden. Um 1300 erbte Heinrich der Löwe das
Land Stargard von seinem Schwiegervater, konnte aber erst nach dem
grossen Sieg bei Gransee sein Erbe unangefochten in Besitz nehmen.
Seine Söhne theilten das väterliche Erbe, welches seit 1348 ein Herzog-
thum war , so unter sich, dass der eine die Lande Stargard, Lübz und
Sternberg, der andere alles Übrige bekam. Von dieser Zeit an bestand
120 Jahre lang ein eigenes Herzogthum Stargard. Im Jahre 1471 starb
das regierende Haus aus, und das Land fiel an Mecklenburg. Bei der
spätern Landestheilung in Schwerin und Güstrow wurde Stargard dem
letztem zugelegt. Im Jahre 1701 ist aus Stargard und Ratzeburg das
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